Das Sonnengleichnis

Mit Platons Sonnengleichnis wurde ein umfassendes Bild vom Entwicklungsweg des Menschen gegeben. Viele derzeit als unlösbar erlebte Probleme werden wieder gestaltbar, sobald man sich von den Abbildern (der sinnlich erlebbaren Erscheinung) wieder hin zu den Urbildern (der Welt der lebendigen, schaffenden Ideen) wendet.

Alte Kulturen haben ganz selbstverständlich mit und aus diesen Urbildern gelebt – bereits ihre Bauwerke und ihre Kunst sind beredter Ausdruck dieser Verbundenheit -, allerdings auf einer Stufe der Unbewusstheit. Im Zuge der Intellektualisierung und Individualisierung, einer notwendigen und bedeutsamen Stufe in der Bewusstseinsentwicklung der Menschheit, ist uns dieser Zusammenhang zu einem größeren Ganzen verloren gegangen. Wie von Platon und anderen großen Lebensphilosophen ausgedrückt, geht es heute darum, diesen Zusammenhang wiederzufinden – diesmal auf bewusste Weise. Je länger wir uns vor dieser Aufgabe drücken, umso mehr wird sich das Globalgeschehen in einer Weise entwickeln, die uns wenig behagen wird.

(Artikel / Website in Arbeit)

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Perspektivenwechsel: Von den Abbildern zu den Urbildern

[aus Wikipedia:
>> Nach Platon ist die sinnlich wahrnehmbare Welt dem nur gedanklich erreichbaren (intelligiblen) Bereich der Ideen nachgeordnet. Diese Ideen sind nach platonischem Verständnis jedoch nichts Abstraktes, sondern reale, eigenständig existierende, unveränderliche Urbilder, während die Sinnesobjekte nur deren Abbilder in der materiellen Welt darstellen. Die Existenz und Beschaffenheit der Abbilder ist auf die Urbilder zurückzuführen. Das überzeitliche Sein der Ideen ist für Platon das Sein im eigentlichen Sinne. Den veränderlichen und vergänglichen Sinnesobjekten hingegen kommt nur ein bedingtes und damit unvollkommenes Sein zu, das sie den Ideen verdanken. Ihre Eigenschaften spiegeln das Wesen der Ideen; beispielsweise ist etwas Materielles schön, wenn und solange sich die Idee des Schönen darin abbildet.

Der Ursprung aller Tugenden ist „das Gute“ schlechthin, das heißt in der Ausdrucksweise der Ideenlehre die Idee des Guten. Ihr verdankt alles, was gut ist, die Eigenschaft gut zu sein. Sie ist das höchste Prinzip. Erst wenn man über sie Bescheid weiß, wird alles andere Wissen nützlich und vorteilhaft. Eine Tugend könne man nur wahren, wenn man wisse, inwiefern sie auch gut ist. Die Einsicht in das Wesen der Idee des Guten ist für den platonischen Sokrates das eigentliche Ziel des philosophischen Erkenntnisstrebens. Allerdings betont er auch, dass solche Einsicht schwer zu erlangen sei; der Weg zu ihr sei weit und mühevoll. Es gehe hier um die „größte Lektion“, das „am meisten zu Lernende“ (mégiston máthēma).

Die Sonne ist ein „Sprössling“ oder „Abkömmling“ des Guten und ihm daher hinsichtlich ihrer Natur und Wirkungsweise ähnlich. Daraus ergibt sich für den platonischen Sokrates eine Analogiebeziehung: So wie sich im geistigen Bereich das Gute zum Denken und zum Gedachten verhält, so verhält sich im Bereich des Sichtbaren die Sonne zum Sehen und zum Gesehenen. Das Auge ist in der nächtlichen Finsternis behindert. Es kann seine Sehkraft erst dann richtig entfalten, wenn die Gegenstände, die es erblicken soll, von der Sonne beschienen werden. Analoge Verhältnisse bestehen im geistigen Bereich, wo die Seele die wahrnehmende Instanz, ihre Vernunft (Nous) die Sehkraft und das Gute die „Lichtquelle“ ist. Wenn die Seele sich mit dem Entstandenen und Vergänglichen befasst, das von der „Lichtquelle“ relativ weit entfernt ist, dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf Verdunkeltes. Daher kann sie dann nicht zu richtiger Einsicht gelangen, so wie das Auge bei schlechter Beleuchtung kaum etwas sieht. Wendet sie sich aber der unveränderlichen Wahrheit und dem wirklich Seienden und Unvergänglichen zu, den Ideen, so erblickt sie das vom geistigen Licht Beschienene.]