Die Kirche und die systematische Zerstörung des Geistes

<< Diese negative Nähe der Kirchen zu Politikern und Parteien könnte ein Indikator dafür sein, dass die Menschen spüren, wozu institutionalisierte Religion, also Kirche, für den Staat nützlich sein kann. Der berühmte Psychoanalytiker Erich Fromm hat diese Nützlichkeitsfunktion der Kirche folgendermaßen charakterisiert: Sie hat „die Aufgabe, die psychische Selbständigkeit der Massen zu verhindern, sie intellektuell einzuschüchtern, sie in die gesellschaftlich notwendige infantile Gefügigkeit den Herrschenden gegenüber zu bringen“

(Erich Fromm, das Christusdogma und andere Essays, 1984 – vgl. Karl Jaspers: „Die Kirchen sind sichtbare Machtorganisationen der Menschenmassen in der Welt“ – in: Jaspers, Einführung in die Philosophie, 1989).

(…)
Je toter der Großleichnam Kirche ist, umso mehr Gift, Leichengift verspritzt er gegen alle, in denen er mehr Leben vermutet. Daher sind die Verantwortlichen in den beiden Großkirchen überzeugt: Eine neue Inquisition, neue Inquisitoren werden benötigt, wie einst, als man „Hexen“, Ketzer und Schismatiker, sozialreligiöse Reformer und Revolutionäre abwehren musste. Natürlich kann man das Ganze angesichts der haarsträubenden Verbrechen der Inquisition nicht mehr Inquisition, die neuen Inquisitoren nicht einfach Inquisitoren nennen. Man gebraucht harmloserer Begriffe wie „Sektenexperten“,  „Sektenbeauftragte“, „Sektenpfarrer“. Aber die Funktion, die Aufgabe dieser Sektenexperten gleicht jener der einstigen Inquisitoren, was in den folgenden Kapiteln zu beweisen sein wird. >>

(Auszug aus dem neuen Buch des Religionswissenschaftlers Prof. Hubertus Mynarek Artikel in Arbeit / Website im Aufbau …)

Aus dem Klappentext:

Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Hubertus Mynarek ist einer der prominentesten Kirchenkritiker des 20. Jahrhunderts. Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Theologie promovierte er im Fach Theologie und habilitierte sich an der Universität Würzburg für Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie. Als Professor lehrte er an den Universitäten Bamberg und Wien unter anderem Vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie. 1972 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Mynarek war der erste Universitätsprofessor der Theologie im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts, der es wagte, aus der katholischen Kirche aus zutreten. Mit einem offenen Brief an den Papst, in dem er die Herrschsucht, die Machtstrukturen und das Profitstreben der Hierarchie anprangerte, verabschiedete er sich aus diesem totalitären System. Neben philosophischen und anthropologischen Arbeiten, mit denen er unter anderem die Grundlagen eines Ökologischen Humanismus schuf, hat Mynarek in zahlreichen Büchern die Kirchen einer kritischen religionswissenschaftlichen und theologischen Analyse unterzogen.

Sein neuestes Werk »Die neue Inquisition« zeigt in überzeugender Weise, dass die alte Inquisition der Kirchen keineswegs tot ist, sondern weiterhin unter vielerlei Masken und Metamorphosen kritische Zeitgenossen und neue spirituelle Gemeinschaften hasserfüllt verfolgt und zu vernichten sucht. Es entlarvt die Motive und Gesinnungen kirchlicher und staatlicher Sektenbeauftragter und analysiert das fatale Gottes- und Menschenbild, von dem sie sich in ihren inquisitorischen Bestrebungen leiten lassen.

[Buchcover: (c) Nibe Verlag]

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